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Die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes

Friemel alt

1. Vorwort

Über die wirtschaftliche Entwicklung unserer Ansiedlung im damaligen Urwaldgebiet, an der Grenze zu Böhmen, sind keine schriftlichen Unterlagen vorhanden.
In früheren Ortsbeschreibungen findet man höchstens den Satz: "Diese Kolonisten müssen mutige Menschen gewesen sein, welche es in dem steinreichen und wegelosen Waldgebiet versuchten, sich durch Urbarmachungen den benötigten Lebensraum zu schaffen.“

 

Noch heute liegen an vielen Feld- und Waldrändern Steinhalden als stumme Zeugen aus dieser Rodungszeit. Zur Existenzgrundlage dienten wohl zumeist die Ergebnisse aus der Waldweide von Schafen, der Fischbesatz in den Waldbächen und der Geflügelhaltung.


Jahrzehnte harter Arbeit waren notwendig bis der Ertrag aus der Feld- und Viehwirtschaft zum Lebensunterhalt voll ausreichte. Leider gab es in den vergangenen Jahrhunderten auch durch Kriegsereignisse, Krankheiten und politische Ereignisse viele Rückschläge in der wirtschaftlichen Entwicklung. Erst etwa in der Zeit um 1800 führten technische Erfindungen, zum Beispiel die Dampfmaschine, die Entdeckung und Anwendung der Elektroenergie sowie der Bau von Kraftfahrzeugen zu einer Verbesserung der Situation. Der Ausbau des Straßennetzes zwischen 1830 - 1850 sowie von Eisenbahnstrecken führte dazu, daß die produzierten Erzeugnisse auch kostengünstig abgesetzt werden konnten. Auch die Aufhebung der Hofdienste im Jahr 1833 führte zu wirtschaftlichen Initiativen und zur Gründung einiger Handwerksbetriebe.


Nachfolgend sollen nun die uns bekannten wesentlichen Einflüsse für die wirtschaftliche Entwicklung beschrieben werden.

2. Der Goldbergbau um Steinigtwolmsdorf

Die ersten Goldfunde wurden im Jahr 1320 im Hohwald gemacht. In alten Urkunden wird von
den Goldzechen bei Neustadt, Amt Hohenstein, gesprochen.
Der Mittelpunkt des einstigen Goldbergbaus war der Hohwald. Hier stößt man vielerorts auf Versenkungen und stollenartige Vertiefungen, welche auf die frühere Bergbautätigkeit
hinweisen.
Eine Vielzahl von Flurstücksbezeichnungen deuten auf den Goldbergbau hin, so z.B.
Goldberg, Goldbergwiesen usw.. Auch die Wesenitz entspringt aus dem heute durch
Mauerwerk verschlossenen , „Valentin Erbstollen“.
Die sächsischen Markgrafen waren auch an der Ausbeute dieser Goldschürfungen sehr
interessiert, doch durften sich diese Erwartungen nicht erfüllt haben.
Die Versuche, Gold zu finden, fanden durch die Husittenkriege 1419 - 1436 ein jähes Ende. Im Verlaufe der Kriegsereignisse wurden die bergbaulichen Anlagen zerstört, die Bergleute ver-trieben oder erschlagen.

Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ließ Heinrich von Starschedel, Herr auf
Wehlen, im Langburkersdorfer Tale einige Goldschürfen errichten.
Um diese Zeit waren auch bergverständige Männer aus Welschland (Italien) im Valtenberg
und Hohwaldgebiet auf Goldsuche. 250 Jahre war es nach diesen Ereignissen still im
Hohwald.

Erst am Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Goldbergbau erneut aufgenommen. Der Berggeschworene Schlinzig ließ die bereits verfallenen Anlagen wieder ausbauen und neue Gruben und Schächte anlegen.
Das Schlinzigsche Goldbergwerk lag in unmittelbarer Nähe von Steinigtwolmsdorf. Man brach
in ihm einen hübschen Bergkristall, der von Goldadern durchzogen war. Aber auch dieser Bergbauversuch lohnte sich nicht.
Fundstücke von in Steinigtwolmsdorf abgebauten Bergkristallen sind im Naturkundemuseum
in Dresden vorhanden.

1730 wurde der Bergbau im Hohwald erneut in Angriff genommen. Der Steiger Christoph
Petzold untersuchte die dortigen Gewässer, tatsächlich konnte er in ihnen das Vorkommen von
Gold nachweisen. Namentlich waren es das Goldflössel im Putzkauer Revier und die rote
Pfütze unterm Valtenberg, die von ihm als goldführend bezeichnet wurden.

Mit welchen Erfolgen die Schätze gehoben wurden und ob man damals an eine bergmännische
Ausbeute herangegangen ist, ist nicht bekannt.
Auch die Bergbauversuche, welche durch das vorhandene Goldfieber, in Arnsdorf und am
Picho unter Hans von Schlieben ausgelöst wurden, mußten nach langer Zeit aus finanziellen
Gründen wieder eingestellt werden.

1764 wurde im Hohwald zum letzten Mal nach Gold gegraben. Die Ergebnisse waren nicht ermutigend, so daß seit dieser Zeit keine weiteren Versuche unternommen wurden.

Im Jahr 1846 entschloß man sich zur Öffnung eines Stollens (im Hohwald). Nachdem man zuvor auch den „Valentin Erbstollen“ geöffnet hatte (Wesenitzquelle). Diese Untersuchung



geschah mehr zum Zwecke einer Erkundung, nicht für neue geplante Schürfungen. Die Stollen wurden wieder sorgsam verschlossen. Über die verfallenen Gruben ist inzwischen dichter Wald gewachsen. Nur in den heimatlichen Sagen wird weiterhin noch von dem ersehnten Goldreichtum gesprochen.


(Siehe Sagenbüchlein: Rund um den Valtenberg und das obere Wesenitztal. Teil 1 - Das Hohwaldgebiet) Herausgeber: Rat der Gemeinde Neukirch/Lausitz, 1984.

In jüngster Zeit, 1988, werden geologische Erkundungen im Hohwaldgebiet durchgeführt.

Ein weiterer Zeitzeuge ist der Einbruch am Geisler 1978. Er entstand beim Steinelesen auf dem Acker, als plötzlich ein Loch von ca. 5 Meter Tiefe zwischen Traktor und Hänger entstand.


Es war ein Stollen bzw. Schacht, welcher von der Bergbausicherung Freiberg untersucht und zur Verfüllung freigegeben wurde.

Quellennachweise:

  • Sächsischer Erzähler (Sonntags - Beilage) H48
  • Ortschronik von Steinigtwolmsdorf von Rechtsanwalt Gustav Schulze

3. Das Zunftrecht des 6 – Städte – Bundes

Im Jahre 1346 schlossen sich Bautzen, Kamenz, Löbau, Zittau, Görlitz und Lauban zum 6-Städte-Bund zusammen.


In 1. Linie bekämpfte dieser das Raubritter - Unwesen, welches es den Kaufleuten unmöglich machte, Waren von einem Ort zum anderen zu transportieren.


Der 6-Städte-Bund verfügte über eine Anzahl von Privilegien, so auch über das Zunftrecht des Handwerks dieser Städte. Die 6 Städte waren seit jeher nur auf ganz bestimmte Zeit zur Heerfahrt verpflichtet (den Böhm. König bis 1635).


Gemäß dieses alten Abkommens bewilligten sie im Frühjahr 1547 ihr Kriegskontingent für 2 Monate, daß im April, „der königlich böhmischen Ausrüstung angeschlossen“ bei Schilda stand.


Das Heer fand dort nichts zu tun.


Als die gesetzte Frist von 2 Monaten verstrichen war, zog es wieder ab.


Kurze Zeit danach kam es am 24. April 1547 zur Entscheidungsschlacht bei Mühlberg, in welcher Kurfürst Johann Friedrich gefangen wurde. Der 6-Städte-Bund wurde durch den König Ferdinand den I. mit harten Strafen belegt.


In diesem sogenannten Pönfall verlor der 6-Städte-Bund die ihm zuerkannten Privilegien.


Durch den Entzug des Zunftrechtes konnte sich in den Dörfern lausitzerseits das Handwerk entwickeln.


Da Steinigtwolmsdorf bischöflich meißnerischer Besitz war, traf dieses Recht auf eigenständige Ausübung des Handwerks noch nicht zu. Erst nach Einführung der Reformation 1559 ging der Besitz des Hochstiftes und des gesamten Amtes Stolpen in die Hände des Kurhauses über. Damit wurde es möglich, daß sich auch in Steinigtwolmsdorf das Handwerk entfalten konnte.


Nach dem Erstarken der Bauernfamilien reichten die Erträge der Landwirtschaft nicht mehr zur Deckung ihrer Bedürfnisse aus. Geschickte Familienmitglieder eigneten sich im Laufe der Zeit verschiedene handwerkliche Fertigkeiten an, um sich damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.


Bisher wurden z.B. die Faserpflanzen (Lein) von den Bauern angebaut und im Winter von den Familienmitgliedern zu Garn und Gewebe verarbeitet, aus welchen talentierte Hände Bekleidungsstücke fertigten.


Andere Bauern fertigten aus dem reichlich vorhandenen Holz Geräte für die Bodenbearbeitung (Rechen, Stiele, Schaufeln, Räder, Ackerwagen usw.) an. Auch die Vorbereitung des Bauholzes für neue Bauten war nicht unbedeutend.


Aus den gegerbten Häuten geschlachteter Tiere entstand primitives Schuhwerk.


Aus all diesen Fertigkeiten verschiedener Einwohner entwickelten sich nach der Aufhebung des Zunftrechtes auch in unserem Ort die ersten Handwerksbetriebe.

4. Erteilung des Marktrechtes für Steinigtwolmsdorf

Die Verleihung der Marktgerechtigkeit geht auf das Jahr 1669 zurück. Damals befand sich das hiesige Rittergut in den Händen des Geh.-Rates und Steuerbuchhalters Dr. Andreas Beyer sen. und seiner Familie (1663 - 1762, ab 1672 seine Witwe Gertraud und Kinder).


Ihm verdankt Steinigtwolmsdorf auch seine Marktgerechtigkeit. Er erkannte sehr wohl, daß die Jahrmärkte in der damaligen Zeit für einen Ort von größter Bedeutung waren.


So richtete er am 8. Februar 1669 an den Kurfürsten Joh. Georg von Sachsen ein Gesuch um Bewilligung zweier Jahrmärkte für Steinigtwolmsdorf.


Zur Begründung führte er an:

  1. Keine Stadt im Umkreis von 1 Meile wurde sich durch diese Genehmigung
    beeinträchtigt fühlen.
  2. Die finanziellen Einnahmen des Kurfürsten würden dadurch verbessert.
  3. Durch die Grenznähe des Ortes zu Böhmen würde die kurfürstliche Währung zu Warenkäufen nicht mehr außer Lande gehen.

 

Der Bittsteller beantragte daher ein Privileg für 2 Jahrmärkte und freie Viehmärkte im Frühjahr und Herbst jeden Jahres mit jeweils 2-tägiger Dauer.


Durch diese geschickte Antragstellung konnte die Jahrmarktgerechtigkeit schon am 27. März 1669 erteilt werden.


Am 28. April 1911 verzichtete der damalige Besitzer von Steinigtwolmsdorf, Lothar v.


Ponickau, auf sämtliche Marktgerechtigkeiten zu Gunsten der Gemeinde.


Die Abhaltung dieser beiden Märkte wurde in der Zeit um 1959 - 1991 nicht mehr wahrgenommen. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde das ehemalige Markttreiben als Volksfest auf der Wiese hinter dem Erbgericht abgehalten.


Ab 1991 wurde regelmäßig Mittwochs ein Markttag abgehalten, der unserer grenznahen Lage sehr zugute kommt.

5. Die wirtschaftliche Entwicklung nach Aufhebung des Zunftrechtes im Jahr 1559 in nachfolgenden Wirtschaftszweigen

5.1 Mühlen

An den Bachläufen des Ortes und der Wesenitz bestanden bereits vor 1559 durch Wasserkraft angetriebene Mühlen.


Es waren dies:

  • die Brantzersche Mahl-und Brettmühle
  • die Obermühle als Herrschaftsmühle (heute Weberbauer)
  • die Cristof Benns Brettmühle und
  • die Hans Kriedels Mahl- und Brettmühle (ehem. Wesenitzmühle)

Weitere Angaben zur Geschichte dieser Mühlen finden Sie in der Ortschronik, Abschnitt 4,
„Die wirtschaftliche Bedeutung des Wesenitz – Quellgebietes“.

5.2 Landwirtschaft

Die den Siedlern zugeteilten und zur Rodung vorgesehenen Ländereien waren von sehr unterschiedlicher Größe. Nach der damaligen Ertragslage wurde das für die Ernährung einer Familie benötigte Ackerland in der Größe einer Hufe angenommen. Allein die Besitzungen des Rittergutes und des Ortsrichters (dem Erbgericht) erfüllten diese Bedingungen. Alle anderen Siedlerstellen waren kleiner. Das hatte zur Folge, daß die meisten Familien in der Winterzeit, neben der Ableistung der Hofdienste, sich zur Sicherung ihrer Existenz noch weitere Nebenverdienste schaffen mußten.


Dabei waren die erworbenen Kenntnisse auf den verschiedenen Fachgebieten ausschlaggebend. Im wesentlichen handelte es sich wohl um die Durchführung von Transporten und um die Erhaltung von landwirtschaftlichen Geräten und Gebäuden.


In der Zeit nach 1750 waren in der Landwirtschaft stete Fortschritte zu verzeichnen.


So wurde:

  • der Anbau von Kartoffeln zur Grundlage für eine intensive Viehhaltung, insbesondere der Schweinezucht
  • durch die Dreifelderwirtschaft die Ertragsfähigkeit des Ackerlandes verbessert
  • durch das Gesetz vom 19. November 1833 die Erbuntertänigkeit aufgehoben. In der Folgezeit waren auf allen Wirtschaftsgebieten große Fortschritte zu verzeichnen
  • durch die Entwicklung und Anwendung von Kunstdünger in der Zeit nach 1900 gelang es eine enorme Steigerung der Ernteerträge zu erreichen

Die Enteignung der Rittergüter und Großgrundbesitzer nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 und die Bildung landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften führte zu einer radikalen Veränderung der Landwirtschaft auf allen Gebieten. Aus den vielen kleinen Ackerflächen der Kleinbauern entstanden in dieser Zeit große Schläge für den Einsatz moderner Landmaschinen. Das hatte natürlich zur Folge, daß viele Arbeitsplätze der ehemaligen Familienbetriebe überflüssig wurden und zur Erhöhung der Arbeitslosigkeit führte. Im Hohwaldgebiet wurde von 1846 - 1886 und am Kaltbach von 1949 - 1951 Torf als Hausbrand abgebaut.

5.3 Textilverarbeitung

Dem Anbau von Lein, „dem blauen Blümlein“, war nach früheren Beschreibungen auf unseren Rodungsflächen ein guter Erfolg beschieden. Durch die Verarbeitung der Leinenfasern und auch der anfallenden Schafwolle zu den benötigten Gewebearten konnte in der ersten Zeit zumindest der Eigenbedarf der Siedler gedeckt werden. Die Verarbeitungserfahrungen sowie einige dazu notwendige Werkzeuge und Geräte brachten die Siedler sicher aus ihrer früheren Heimat mit.


Nach der Aufhebung des Zunftrechtes 1559 entwickelten sich die ersten Leineweber-Unternehmen, so daß laut einer Aufzeichnung von G. Schulze im Ort zwischen 1800 - 1900 ca. 210 Handweber tätig waren. Der letzte Handweber, Ernst Glatte, webte bis etwa 1945. Er wohnte am Bergstieg Nr.2 gegenüber dem oberen Teich.

Die Erfindung der mechanischen Webstühle und deren Einsatz in neugebauten verkehrsgünstiger gelegenen Betrieben führte sehr schnell zu einem Rückgang der Arbeitsaufträge für die über Jahrhunderte tätigen Handweber.


Der Versuch, den Handwebermeistern in Steinigtwolmsdorf und Weifa durch den Bau einer Eisenbahnstrecke von Sohland über Wehrsdorf - Steinigtwolmsdorf nach Neustadt die Konkurenzfähigkeit durch günstige Transportbedingungen zu erhalten, schlug fehl. Der Projektentwurf wurde 1907 von der Landesregierung Sachsen letztmalig abgelehnt. Dadurch gingen die in dieser Zeit führenden Unternehmen der Handwebermeister in unserem Ort mit allen Nebengewerken wie Bleichereien, Mangeln, Färbereien usw. verloren.

Die Textilindustrie erlebte in den neugebauten Betrieben an der Bahnstrecke von Bischofswerda nach Zittau, z.B. in Neukirch, Wilthen, Kirschau, Schirgiswalde und Sohland, eine neue Blütezeit. Unsere ehemaligen Handweber konnten ihre neuen Arbeitsplätze in diesen Betrieben nur durch oft stundenlange Fußmärsche erreichen.

Die von der Familie Thomas über Generationen in unserem Ort betriebene Leinwand-Produktion mittels Handweberei wurde in einen neugebauten mechanischen Betrieb am Thomasberg verlagert. Dieser wurde 1946 enteignet und dem VEB Leineweberei angeschlossen. 1990 erfolgte die Stillegung dieses Betriebes.


Durch die Verlagerung der Arbeit der örtlichen Handweber in mechanische Webereien in verkehrsgünstigere Orte wurden folgende Arbeitsstätten stillgelegt:

  • die Färberei Schulze, Mittelstraße (Elternhaus von Ortschronist G. Schulze)
    1897 - 1899 fertigte die Fa. Schicktanz und Schüttelkopf in der alten Färberei „Leinen-Wäscheknöpfe“. Da keine Erweiterung der Betriebsanlagen möglich war, wurde der Betrieb nach Sohland verlagert.
    Später übernahm bis etwa 1990 der Güterkraftverkehr diese Räume als Omnibus- und LKW Garagen.
  • die seit etwa 1798 betriebene Bleicherei von Elias Richter (Grafenelis), Schäferweg
  • die Bleicherei von Thomas (Bauerselis), Sandweg
  • die Bleicherei von Christoph Zosel, Grenzstraßedie von Leberecht Thomas, Grenzstraße 20 betriebene Walke, später
  • die Schlosserei Rahl (Herstellung von Beschlägen)
  • 1918 entstand hier die Weberei Haufe
  • 1922 die Metallwarenfabrik Mitsch
  • 1923 die Bier Niederlage Gude, später Reinhold sowie Winzmann, heute Wohnraum
  • die Färberei Deinert, Mittelstraße 22 - heute die chemische Reinigung Zosel
  • Nach dem 1. Weltkrieg um 1923 gründete Reinhold Heinke am Markt 4 eine kleine Weberei.
  • 1938 übernahm diesen Betrieb die Familie Rätze
  • 1944 führte Frau Elsbeth Rätze nach dem Tode ihres Ehemannes diesen Betrieb bis 1990 weiter. Horst Bosse war als Webmeister tätig.

Heute befindet sich in diesen Räumen, Am Markt 4, das Elektro-Geschäft von R. Anders und im ehemaligen Lebensmittelladen von G Heinke das Fliesen-Geschäft von E. Anders.

5.4 Steinverarbeitung, Ziegelei, Töpferei

Steinverarbeitung
Über die Jahrhunderte der überschaubaren Ortsgeschichte waren die Bewohner von Steinigtwolmsdorf mit der Beseitigung von Steinen und deren Bearbeitung beschäftigt.


Neben deren Verwendung als Baumaterial für Häuser, Wege, Mauern usw. wurden in jüngerer Zeit, etwa ab 1800, Werk- und Schmucksteine aus verschiedenen Steinbrüchen des Ortes abgebaut.

Es gab folgende Steinbrüche:

Auf dem Birkgut: - Bärs Loch

  • auf dem Grundstück Israel
  • bei Bauer Lange

Auf dem fordern Fuchsberg: - dem Pfarrgut
Hinter dem Hainel - von Gustav Knobloch

Am Wiesenweg: - wurde etwa 1880 ein Diabas - Steinbruch zur Gewinnung von Material für Schmucksteine eröffnet

Im Hohwald hinter dem Forsthaus führte

  • Hermann Rudolph nach 1900 Schürfungen zur Gewinnung von Material für Schmucksteine durch deren Abbau erfolgte bis nach 1930.

Am Christianweg (Steinberg) eröffnete

  • die Fa. Rock u. Co. 1910 einen Granit - Steinbruch. Er wurde um 1930 wieder stillgelegt.

Hinter dem Wehrsdorfer Viebig eröffnete

  • 1935 die Fa. Brendler aus Neusalza - Spremberg einen Diabas - Steinbruch. Der Abbau wurde um 1970 eingestellt.


Am hinteren Fuchsberg

  •  wurden vom Geologen Dr. Großer zwischen 1945 - 1947 umfangreiche Schürfungen nach Diabas - Steinen durchgeführt. Die Suche führte zu keinem brauchbaren Ergebnis.

Alle diese Steinbrüche sind inzwischen nicht mehr in Betrieb.

Der gewonnene Stein wird durch

  • die Steinschleiferei Rudolph und
  • die Steinschleiferei der Steinbrüche von Hohwald - Granit zu Schmuck- und Werksteinen weiterverarbeitet. In einem Brecherwerk der Hohwald - Steinbrüche wird Schotter und Splitt für Bauvorhaben hergestellt.


Ziegeleien
Nach einer örtlichen Legende gab es um 1500 am Weg nach Hilgersdorf die Ziegelei Geißler.
Von diesem ehemaligen Betrieb sind außer Spuren eines früheren Lehmabbaus keine
Überreste vorhanden. Nach dem Brand des Rittergutes im Jahr 1857 wurde am Steinberg in
Richtung Wehrsdorf eine Ziegelei errichtet. Der erste Brennofen stand in einem alten
Pferdestall. Der später gebaute Ziegelofen mußte 1950 wegen Baufälligkeit stillgelegt werden.
Trotz des für Jahrhunderte reichenden Lehmvorrates konnte aus Geldmangel kein neuer
Ringofen gebaut werden Die Gesamtanlage mit Wohnhaus ist inzwischen verfallen und
abgebrochen

Töpfereien
Am Markt 4 und in der Töpfergasse Nr.3 waren früher Töpfereien vorhanden.
Die Töpferei in der Töpfergasse ist abgebrochen. Im Grundstück am Markt 4 befinden sich die
Geschäfte der Brüder Anders.
 

6. Gründung neuer Handwerksbetriebe und deren Entwicklung in der Zeit nach 1847

Nach der Aufhebung der Privilegien der Grundherrschaft im Jahr 1833 und der auf Antrag der Gemeindeverwaltung 1847 von der Kreisdirektion Bautzen erteilten Gewerbeberechtigung kam es zur Gründung von einer Anzahl neuer Handwerksbetriebe.


Der Ausbau der Verkehrswege, von Straßen und Eisenbahnstrecken sowie der raschen technischen Weiterentwicklung, besonders auf dem Gebiet der Mechanisierung, führte zu umfangreichen wirtschaftlichen Veränderungen.


Diese damals neu gegründeten Unternehmen sollen, soweit uns bekannt geworden, nachfolgend aufgezeichnet werden.


Falls Vorgänger - Unternehmen bekannt sind, werden diese mit erwähnt.


Bei aufgegebener wirtschaftlichen Tätigkeit wird die Eintragung mit # gekennzeichnet. Der Ortsplan dient zur besseren Standortbestimmung der örtlichen Unternehmen

6.1.1 Holz – Verarbeitungsunternehmen Karl Knobloch

1896 gründeten die Bruder Karl und Ernst Knobloch auf dem Elterngrundstück, Steinbergweg 10, eine Rechenmacherei, später Betriebsverlagerung auf den Gartenweg 1
1907 Inbetriebnahme der ersten Kreissäge
1913 Produktionsprogramm: Rechen, Schaufelstiele und Sensenwürfe
1918-24 Karl Knobloch wird Bürgermeister
1919 Trennung des Betriebes der Brüder von Karl und Ernst Knobloch
1923 Sohn Alfred Knobloch wird Betriebsleiter
Erweiterung des Produktionsprogramms durch Leitern, Hermann Erler fährt mit dem
Pferdegespann auf die Märkte nach Schlesien
1926 der Betrieb erhält eine Lokomobile (Gartenweg 1)
1932 Gründung der KG - Knobloch
1933 Sohn Karl wird kaufmännischer Leiter
Tochter Helene übernimmt das Auftragswesen
1937 Betriebserweiterung in Ringenhain (Thomasberg)
1938 Anschaffung der ersten Rundfräse
1949 Aufnahme der Blei- und Farbstiftproduktion
1952 Erweiterung: Betriebsteil Wehrsdorf
1958 Umstellung zum Betrieb mit staatlicher Beteiligung
1962 Aufnahme der Spanplattenproduktion
1967 Betriebserweiterung in Bleicherei Thomas
1972 Betriebsübernahme durch Karl Knobloch jun.
1974 Betriebseingliederung des VEB Holzwaren Langburkersdorf und weiterer Betriebe in Taubenheim und Neugersdorf
Übersiedlung von Betriebsleiter Karl Knobloch jun. nach Westdeutschland
1990 Stillegung des Betriebes
Zu diesem Zeitpunkt waren ca. 250 Beschäftigte im Unternehmen tätig.

6.1.2 Holzverarbeitungsbetrieb Ernst Knobloch

1919 Trennung des Betriebes K. und E. Knobloch
1920 Kauf des Grundstückes - Gartenweg 9
1923 Erweiterung der Produktion in Holzwaren aller Art z.B.: Stiele, Melkschemel, Getreidemulden, Sägebügel, Wäschestützen, Wäschepfähle, Zaunriegel und -latten usw.
1943 Sohn Max an der Ostfront gefallen
1946 durch Brandstiftung wird der Arbeitsplatz des enteigneten Majors v. Ponickau vernichtet
1953 Betriebsübernahme durch den Enkelsohn Heinz Gnauck
1954 Werkstattanbau an des Wohngebäude
1956/57 Ergänzung des Maschinenparkes
1961 Produktionsumstellung durch Gründung der LPG; klappbare Gartenbänke, Strickleitersprossen usw,
1968 Werkstatterweiterung in Eigenleistung
1991 Umstrukturierung des Betriebes in individuellen Holzbau; Treppen, Umgebindehaussanierung usw.
1999 Übergabe des Betriebes an Sohn Matthias – Treppenbau und Zimmerei
z.Zt. sind 6 Personen im Unternehmen beschäftigt.

7. Entwicklung des Verkehrswesens

Die Abwicklung der örtlichen Transportaufgaben lag lange Zeit in den Händen der Pferdefuhrwerksbesitzer.

  • von der Familie Winkler, Dresnder Straße 49, wurden Last-Transporte mit Pferdegespannen bis in den bayrischen Raum durchgeführt
  • das Pferdefuhrunternehmen der Familie David Zenker, später Ernst und Gustav, Grenzstraße 82, führte über mehrere Generationen Lasttransporte zu den Jahrmärkten in Bautzen sowie Bischofswerda aus. Auch Holztransporte und Steine aus den Steinbrüchen der Umgebung wurden ausgeführt.
  • die Bauernfamilie Richard Eisert, Dresdner Straße 22, war mit Holz- und Steintransporten beschäftigt.
  • das Fuhrunternehmen Dutschmann / Zenker aus Weifa wickelte mit ihren Pferdegespann, später mittels LKW, die erforderlichen Transporte vom und zum Bahnhof Neukirch/Ost ab.
  • Klein Richters Max führte mit seinem Einspänner-Pferdegespann Lohnfuhren in die Nachbarorte aus. Oftmals kam sein Pferd mit Wagen allein nach Hause, weil Max noch in einem Gasthaus saß.
  • nach 1945 erledigte die Spedition Petschel, Rosengasse 8, Transport-Aufträge.
  • als Taxi - Unternehmen waren tätig:
    Boeltzig, Heino, Neustädter Straße 3
    Jahn, Wolfgang, Dresdner Straße 6
    Nitsche, Erhard, Dresdner Straße 45
  • die Kraftfahrer Gustav Pietsch sowie Gustav Pallmer fuhren mit den ersten LKW's im Ort die von der Fa. Schwede hergestellten Kartonagen zu den Kunstblumen-Fabrikanten nach Neustadt und Sebnitz.

Nach dem ersten Weltkrieg um 1922 errichteten

  • die Kraftverkehrsgesellschaft (IVAG mit Firmensitz in der alten Färberei Schulze, Lindenstraße 1)
  • sowie die Reichspost eine Reihe von Omnibuslinien in unserem verkehrstechnisch wenig erschlossenem Raum ein. Auch in das grenznahe Sudetenland wurden nach 1938 Busverbindungen aufgebaut. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 wurde der gesamte Kraftverkehr unterbrochen und erst in den Folgejahren für Personen und Gütertransporte neu eingerichtet. Dabei wurden unwirtschaftlich betriebene Verbindungen bald wieder stillgelegt.

Die im Ort ansässigen Betriebe sowie Steinbrüche und die LPG (Landwirtschaftliche Produkti-onsgenossenschaft) bauten sich einen eigenen Fuhrpark nebst Instandhaltungsabteilung auf. Die LPG errichtete sich auch eine eigene Tankstelle.

Nach 1990 wurden die Fuhrunternehmen

  • Plep,
  • Stiebitz
  • Marschall

im Ort tätig.


Sie führen mit ihren LKW`s Last-Transporte fast im gesamten europäischen Raum aus.

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