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Wesenitzquellgebiet

Wesenitzquellgebiet

Die wirtschaftliche Bedeutung des Wesenitz – Quellgebietes

1.Vorgeschichte

Steinigtwolmsdorf ist mit einer Vielzahl von Quellen und deren hochwertigem Wasser reich gesegnet. Die bergige Lage des Ortes bildet eine Wasserscheide. Sie führt zum Abfluß der Quellbäche in alle Himmelsrichtungen, so z. B.

  • der Dorfbach nach Ringenhain
  • der Kaltbach und die Quellen am Stein-, Hut- und Höllberg nach Wehrsdorf
  • die Quellen am Dammbusch und das Zahlwasser nach Hilgersdorf

Von besonderer Bedeutung ist für uns die im Hohwald, im Hochmoor am Valtenberg entspringende Wesenitz. Sie bildete auch Jahrhunderte die Grenze zwischen unserem bischöflich-meißnischen Ort und dem Oberlausitzer Gebiet (lt. Grenzvertrag von 1241).

Die Gründung unserer Ansiedlung in dem waldreichen Gebiet stellt sich für unsere Bewohner auch noch heute als eine glückliche Lösung dar.

Schon frühzeitig legten die damaligen Siedler an den genannten Bachläufen Fischteiche an, die z. T. auch mit Fischhaltungen ausgestattet waren (G. Schulze). Leider sind diese Teichanlagen zum größten Teil nur noch mit durchstochenen Dämmen sichtbar. Die Fischzucht stellte aber auf jeden Fall zur damaligen Zeit eine willkommene Bereicherung des Küchenzettels dar. Flurstücksbezeichnungen, wie z. B. , „Schaftränkel“, deuten darauf hin, daß diese Teichanlagen der Wald- und Weidewirtschaft in der Rodungszeit auch als Viehtränken dienten.

Es soll nicht vergessen werden, daß bei der um 1320 beginnenden Goldbergbautätigkeit das Wasser der Quellbäche zum Auswaschen der Goldfunde benötigt wurde.
Dank der umfangreichen Aufzeichnungen der Heimatforscher

  • Matthias Öder
  • Gustav Schulze
  • F. Nierich
  • Eberhard Arzt

gibt es einen relativ guten Überblick über die geschichtlichen Zusammenhänge in unserem Ort.

Zu den im wesentlichen heute noch gültigen Vermessungsunterlagen unseres Ortes gehören die von M. Öder, der die um 1590 bestehenden Mühlen und dazugehörigen Teiche und Wege einzeichnete (z.B. den Mühlteich am Dorfbach und Schafhänsels Teich im oberen Wesenitztal).

Der Steinigtwolmsdorfer Weg, ein Vorläufer der um 1840 gebauten Hohwaldstraße, war wahrscheinlich der Verbindungsweg zum Ort Ottendorf jenseits des Valtenberges und auch ein Zugang zu den Bergbauanlagen im Gebiet des Valtenberges. Auch als Holzabfuhrweg aus dem Hohwald war er für die am Wesenitzlauf gebauten Brettmühlen von großer Bedeutung.

Wie aus einer alten Ortskarte hervorgeht, ließen sich die Grundherren in den Teichanlagen des Mitteldorfes um 1660 zum Schutze ihres Besitzes ein Wasserschloß errichten. Es wurde allerdings im Juni 1857 durch Brand vernichtet.

2. Mühlen und deren Geschichte

Zur Abdeckung des hohen Schnittholzbedarfes während der Zeit der Besiedlung unseres Ortes machte sich schon bald der Aufbau von Brettmühlen an den Bachläufen erforderlich. Aus den von Eberhard Arzt um 1980 durchforschten Steuerlisten für den Zeitraum zwischen 1568 - 1841 lassen sich eindeutige Aussagen über die Steinigtwolmsdorfer Besitzverhältnisse ableiten.

Es gab bereits vor 1559 (nach M. Öder), dem Jahr des Gebietstausches zwischen dem Bistum Meißen und dem Kurfürstentum Sachsen, folgende Mühlen in Steinigtwolmsdorf

  • die Brantzersche Mahl - und Brettmüll
  • die Hans Thomas Müll, 1-Gang und Brettmüll (Bäckerei Weberbauer)
  • die Cristof Bemes Brettmüll (oberhalb der Wesenitzmühle)
  • die Hans Kridels Brettmüll (Wesenitzmühle).

Auch die in damaliger Zeit zum Rittergutsbesitz Steinigtwolmsdorf gehörenden Orte Ringenhain und Oberneukirch (Steinigtwolmsdorfer Anteil) besaßen weitere z.T. in herrschaftlichem Besitz befindliche Mühlen.

  • die Andreas Thomas Brettmüll im Brettmühlenloch (Grenzbereich zwischen Ringenhain und Steinigtwolmsdorf)
  • die Mittelmüll, 2-Gang und Brettmüll, gehörte Starschedel
  • Balthasar Königs Brettmüll
  • Steinmüll, 2-Gang und Brettmüll, gehörte Starschedel
  • Georg Heroldts Brettmüll
  • Martten Königs Müll, 1-Gang und Brettmüll.

Aus der bischöflich meißnischen Zeit vor 1559 sind leider weiter keine diesbezüglichen Aufzeichnungen vorhanden.

2.1. Die Geschichte der Mühlen von Steinigtwolmsdorf

2.1.1. Die Brantzersche Mahl und Brettmühle

Ihr Standort war auf der Flur der Hofwiesen (unterhalb des heutigen Parkes der Gebr. Thomas) am Dorfbach und sie war schon 1559 vorhanden. Nach dem Landessteuerregister von 1568 waren ihre Besitzer Simon Domus, ab 1583 Hans Domus (genannt „der Brantzer“), 1616 kaufte sie Hans Thomas für 150 ß (Schock Silbergroschen Meißnischer Währung), 1628 wird diese Mühle noch in der Steuerliste erwähnt, 1660 steht in den Aufzeichnungen, daß Brantzers Garten wüst liegt. Später wurden diese Ländereien als herrschaftlicher Besitz geführt.

Es ist aufgrund der Unterlagen anzunehmen, daß dieser relativ große Besitz in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges vernichtet und später in kleine Teilflächen aufgespalten wurde. Einer örtlichen Überlieferung zufolge soll wahrscheinlich in den Hussiten-Kriegen, von 1419-36, der Müller dieser Mühle zur Erlangung von Geständnissen aufs Klotz gebunden und während die Soldaten nach Geld suchten durch das Sägegatter zerschnitten worden sein. Dabei soll auch die Mühle das erste Mal der Zerstörung anheimgefallen sein. Die gleiche Legende wird von Andreas Thomas Brettmühle im Brettmühlenloch überliefert.

2.1.2. Die Obermühle

wurde im Lehensbrief vom 09.08.1559 als Herrschaftsmühle benannt. Der Kauf durch die Grundherrschaft erfolgte vor 1559 (lt. SA Dresden Loc. 33803) und blieb bis 1744 in ihrem Besitz. 1721 z.B. bezog der Gutsherr Beyer Mühlsteine aus Liebetal zum Preis von 5 Talern, 7 Groschen und 6 Pfennigen einschließlich Fracht.

 

1744 erwarb Tobias Richter die Mühle. In der Folgezeit wurde sie von verschiedenen Besitzern weiter betrieben. Im 17. Jahrhundert fiel sie einem Brand zum Opfer, wurde aber wieder aufgebaut. Nach dem 1. Weltkrieg übernahm die Landwirtschaftliche Genossenschaft Neukirch die Mühle zum Mahlen und Schroten ihres Getreides. 1960 wurde der Mahlbetrieb eingestellt. Heute ist die Anlage zur Bäckerei Weberbauer umgebaut.

 

Zum Betreiben der Obermühle diente der Wasservorrat des ca. 200 m oberhalb gelegenen und aus dem Dorfbach gespeisten Mühlteiches, der in früheren Zeiten bis fast zum heutigen Pfarramt reichte. Der Mühlgraben für die Zuleitung des Wassers ist noch heute vorhanden. Bis zum etwa 1922 erfolgten Abriß des Wasserrades wurde die Wasserzuleitung mittels einer, die heutige Mittelstraße überbrückenden, hölzernen Wasserrinne gewährleistet. Zur Erhöhung der Antriebsleistung ließ die LPG anstelle des Wasserrades eine Turbine einbauen.

2.1.3. Die Cristof Bemes Brettmüll

Im Lageplan zur Ortsvermessung von M. Öder, 1585 - 1595, sowie im Landessteuerregister Nr. 827/2 von 1595 wird Christoph Bihm als Besitzer einer Brettmühle am Bachlauf oberhalb der Wesenitzmühle erwähnt. Als nachfolgende Besitzer werden im Steuerregister genannt: 1600 Bastian Wegener; 1630 Haneß Kriedell; um 1650 Hanß Wolff Diese Mühle scheint in einem sehr schlechten Zustand gewesen zu sein. Sie wurde (nach G. Schulze) 1596 von Christoph Behm für 295 Schock an Bastian Richter verkauft. 290 Schock und 21 Groschen lasteten Schulden darauf.

 

Die meisten Käufe jener Zeit weisen auf eine erhebliche Verschuldung der Verkäufer hin. Es wurde dem Käufer von dem Erbherrn begünstigt: „weil auf solchem Gute vor langer Zeit Brettmühlen gestanden und dieselbe itz und gar eingegangen, daß er solche Brettmühlen zur Beförderung seiner Nahrung wieder aufbauen möge, doch wie bis anherr gebräuchlich und die andern auch zu tun schuldig, das der Herrschaft vor allen anderen jeder Schritt von ihrem Holze, soviel als begehret wird, um zwei kleine Pfennige geschnitten werde.“

 

In den nachfolgenden Steuerlisten ist keine Eintragung über eine umgebaute Mühle vorhanden, so daß sie die Zeit des Dreißigjährigen Krieges scheinbar nicht überstanden hat.

2.1.4. Hans Kriedels Mahl- und Brettmühl (Wesenitzmühle)

Als Besitzer werden im Landessteuerregister (nach E. Arzt) genannt: 1568 Hans Kriedel;

1605 Georg Kriedell; 1630 George Kridell, 1660 Elias Kriedell; 1672 Christoph Richter;

1740 Grundherrschaft; 1746 Hanß Richter; 1752 Johann George Richter; 1791 Johann Gottlob

Richter; 1835 Karl Adolph Richter; 1877 Gebr. Goldberg.

 

1746 ist Hanß Richter Besitzer der Mühle. Er kaufte um 1740 die in schlechtem baulichen Zustand befindliche Mühle für 10 Taler von dem Gutsherrn Christoph Beyer und errichtete neue Gebäude. Dazu kaufte er vom Freibauern Land für einen Zufahrtsweg zur Mühle für 10 Taler.

 

Die Gebrüder Goldberg gestalteten nach 1877 den Besitz zu einem leistungsfähigen Sägewerk um. Anstelle des Wasserrades wurde nach 1917 eine Dampflokomotive zum Einsatz gebracht. Mit zwei Sägegattern wurden in der Folgezeit jährlich aus ca. 6000 fm Stammholz Kanthölzer, Bretter und Leisten hergestellt.

 

Dabei fanden 28 Arbeitskräfte Beschäftigung. Am 16.08.1917 brannte das Sägewerk der Wesenitzmühle bis auf die Umfassungsmauern nieder. Es wurde in der Folgezeit neu aufgebaut. Die beiden Brüder Hermann und Ernst Goldberg trennten sich nach dem 1.Weltkrieg um 1919. Hermann Goldberg verstarb im Jahr 1920. Seine beiden Söhne Fritz und Karl übernahmen den Besitz und führten ihn bis zu ihrer Übersiedelung nach Westdeutschland im Jahr 1953 weiter. Von 1954 - 1962 wurde das Sägewerk durch die Pächter Hahmann und Hertwig verwaltet. 1962 floh Hahmann mit seiner Familie, in einem Schnittholzwaggon eingebaut, nach Westdeutschland. Nach 1963 erfolgte die Auflösung des Betriebes einschließlich der Verschrottung der Betriebsanlagen und des Maschinenparkes. Damit ging ein über mehrere Jahrhunderte bestehendes Familienunternehmen für den Ort verloren.

2.1.5. Das Sägewerk von Ernst Goldberg

Es wurde 1927 im Ort an der Dresdener Straße erbaut. Am 25.08.1930 vernichtete ein Schadenfeuer die gesamte Werksanlage. Noch im selben Jahr erfolgte der Wiederaufbau. 1935 kaufte den Besitz die Familie Sauer, die sich 1936 auch eine Villa baute. Es ist dies ein Teil des heutigen Kindergartens. 

 

Am Ende des 2.Weltkrieges am 09.05.1945 wurde das Sägewerk durch polnische Kampfverbände niedergebrannt. Auf diesem Grund und Boden errichtete der VEB Kunstblume später eine Werkhalle (weitere Ausführungen siehe Fachthema 11: Entwicklung des Handwerks und der Industrie).

2.2 Mühlen in den zum Rittergut gehörenden Orten Ringenhain und Oberneukirch

„Steinigtwolmsdorfer Anteil“
(geschichtliche Kurzdarstellung)

E. Nierich gibt in einem Bericht eine umfassende Beschreibung über das Schicksal dieser Mühlen.

2.2.1. Die Andreas Thomas Brettmühle im Brettmühlenloch

Ihr Standort war unmittelbar an der Ortsgrenze zwischen Steinigtwolmsdorf und Ringenhain. Sie ist auch in der Landesvermessungsskizze von M. Öder (1585 - 1595) eingezeichnet. Leider ist für Ringenhain kein Auszug aus dem Landessteuerregister vorhanden, so daß eine Besitzerfolge nicht nachweisbar ist. Nach den Ausarbeitungen von G. Schulze soll diese Mühle zuletzt 1731 erwähnt worden sein. In einem Kaufvertrag von 1767 sei sie nicht mehr vorhanden gewesen. G. Schulze nimmt an, daß sie im Siebenjährigen Krieg zerstört wurde.

 

E. Nierich berichtet, daß auf dieser Wüstung 1858 von Carl Thomas eine Mahl- und Brettmühle erbaut wurde, die aber bereits 1895 ihren Betrieb wieder einstellte (weiter Ausführungen zu Betriebsgründungen in diesem Bereich siehe Pkt. 3.2.).

2.2.2. Die Mittelmühle

Sie brannte im Jahr 1951 ab (ehemaliger Besitzer Kunath) und wurde als Mahlmühle wieder aufgebaut, jedoch um 1960 stillgelegt. Das Gebäude diente dem VEB Kunstblume in der Folgezeit als Produktions- und Lagerstätte. Dabei kam es wiederum zu einem Brand. Nach Beseitigung des Schadens nahm der VEB Kunstblume die Produktion wieder auf.

 

Der gesamte Betrieb stellte aber um 1990 die Fertigung wegen Unrentabilität ein. Danach dienten die Anlagen als Bäckerei bzw. Backwarenverkaufsstelle.

 

Heute sind die Gebäude als Wohnraum umgebaut.

2.2.3. Die Grundmann – Mühle

Sie wurde erst um 1843 errichtet. Ihr Standort war an der Wesenitz zwischen der Mittel- und der Hustemühle. Nach dem 1.Weltkrieg wurde die Produktion eingestellt und es erfolgte der Umbau zu einem Wohnhaus.

2.2.4. Balthasar Königs Brettmühle (Hustemühle)

Die Mahlmühle wurde um1960 stillgelegt. Lohnschnittarbeiten konnten noch bis etwa 1970 ausgeführt werden. Heute sind in den ehemaligen Werkräumen der Schneidemühle Ladengeschäfte untergebracht.

2.2.5. Die Steinmühle

Die Mahlmühle hat schon seit längerer Zeit ihre Tätigkeit eingestellt. Die Brettmühle mußte, wie auch viele andere Mühlen in den Jahren zwischen 1960 bis 1990 auf Grund staatlicher Weisungen aus Rationalisierungsgründen stillgelegt werden. Die Mühlengebäude sind inzwischen größtenteils abgebrochen. In den Räumen des ehemaligen Sägewerkes hat der Baubetrieb Grundmann sein Büro und Lager untergebracht.

2.2.6. Georg Herolds Brettmühle (Buschmühle)

Sie steht auf Neukircher Ortsflur und ist bereits vor dem 1.Weltkrieg zu einem metallverarbeitenden Betrieb umgestaltet worden.

2.2.7. Martten Königs Mühle

Es sind keine Aufzeichnungen vorhanden, über welche es sich zu berichten lohnt. So ist also von der ehemaligen reichen Mühlenromantik aus alter Zeit nichts übrig geblieben. Erwähnt werden soll noch, daß es im Quellgebiet der Wesenitz, im Hohwald, eine moor-ähnliche Fläche mit der Bezeichnung , „Torfstich“ gibt. In diesem Waldgebiet wurde bis etwa 1910 Torf für Heizungszwecke abgebaut. Ein Bild der Torfhütte ist im Archiv vorhanden.

3. Gründung von Textilverarbeitungsbetrieben

Im Zuge der aufblühenden Textilindustrie kam es mit der Mechanisierung der Handweberei zur Gründung mehrerer Handwerksbetriebe für Produktions- und Veredlungsarbeiten. Das anfallende Brauchwasser des Dorfbaches sowie das der Wesenitz waren für die Ausführung dieser Arbeiten unmittelbare Voraussetzung. Die Wasserqualität unseres Dorfbaches war z.B. bis 1950 noch so gut, daß unsere Frauen in sogenannten „Schöppen“ (kleine Anstauungen im Dorfbach) ihre Wäsche sauber spülen und damit die Seifenreste beseitigen konnten. In der heutigen Zeit ist dies auf Grund des hohen Verschmutzungsgrades durch eingeleitete Abwasser nicht mehr möglich!

 

Von Seiten der Gemeindeverwaltung wird z.Z. alles getan, um diesen unhaltbaren Zustand zu verändern und durch den Bau einer zentralen Kläranlage die Gefahr von gesundheitlichen Schäden von der Bevölkerung abzuwenden.

3.1. Betriebsgründungen in Steinigtwolmsdorf

In der Blütezeit der Handweberei zwischen 1800 und 1900 entstanden bei 210 Handwebern im Ort mehrere kleine Familien-Handwerksbetriebe.

Zum Beispiel existierte 1798 eine Garnbleiche bei Elias Richter (Grofenelis). Es folgte eine zweite Bleiche bei Christoph Schulze (Oberdorf) und eine dritte bei Bauers-Elis (am heutigen Sandweg).

 

Auch der Besuch der Märkte von Chemnitz, Dresden und der Messe von Leipzig führte zu einem merklichen Aufschwung der Textilverarbeitung.

Eine Walke im Oberdorf an der heutigen Grenzstraße - Wiesenstraße nahm die Arbeit auf und war bis etwa 1920 tätig.

 

All diese Kleinbetriebe sind im Zuge der weiteren Entwicklung, welche das Ende der Handweberei mit sich brachte, längst vergessen.

 

Auch die damals im Ort ansässigen Färbereien existieren nicht mehr. Lediglich die ehemalige Färberei Deinert führt noch Reinigungsarbeiten an Kleidungsstücken aus.

3.2. Betriebsgründungen in Ringenhain

Unmittelbar an der Ortsgrenze zwischen Ringenhain und Steinigtwolmsdorf wurden nach dem Bericht von E. Nierich an der Stelle der stillgelegten Mahl- und Brettmühle (im Brettmühlenloch) von Carl Thomas neue Betriebe gegründet.

 

So entstand 1843 eine Walke, 1845 eine Mangel, weiter eine Bleicherei sowie um die Jahrhundertwende eine mechanische Weberei. 1904 erfolgte der Bau der Thomas-Talsperre zur Sicherung des Wasserbedarfs.

 

Die Gebrüder Thomas entwickelten in der Folgezeit in diesem Territorium einen modernen mechanischen Textilbetrieb, der später als VEB Leinenweberei Ringenhain betrieben und 1990 nach der Wende liquidiert wurde.

 

Auch die Walke und Mangel stellten während der Weltwirtschaftskrise 1928 ihre Tätigkeit ein.

 

Die vorhandenen Gebäude übernahm die Firma Carl Knobloch zur Errichtung eines holzverarbeitenden Betriebes.

 

Ebenso den ehemaligen Bleichereibetrieb. Durch Enteignung entstand in DDR-Zeiten daraus der VEB Oberlausitzer Stielwerke, welcher 1990 ebenso stillgelegt wurde. In dieser Zeit fällt auch die Herstellung von Bleistiften der Marke „Saxonia“.

4. Die Trinkwassernutzung

Das in reichem Maße vorhandene Quellwasser unseres Territoriums war schon immer von großer Bedeutung

4.1. Die Wasserversorgung für Steinigtwolmsdorf

Wie von G. Schulze beschrieben, gab es ursprünglich beiderseits des Dorfbaches Wiesenflächen als Gemeindeauen. Das relativ saubere Wasser diente damals zur unmittelbaren Versorgung der Siedler.

 

Leider traten aber durch Wasserverschmutzungen mehrmals schwere seuchenhafte Erkrankungen der Bevölkerung auf, so daß verschiedene Maßnahmen zur Erhaltung der Volksgesundheit ergriffen werden mußten. In die wasserführenden Schichten des Erdreiches gegrabene Brunnenschächte mit Holzpumpen bzw. die in das Felsgestein der Hanglagen vorgetriebenen Bergbaustollen führten zu einer größeren Sicherheit in der Wassernutzung. 

 

Gemeinschaftswasseranlagen durch Zuleitung des Quellwassers mittels Holz- oder später Stahlrohren in Steintröge oder aus frei auslaufende Rohrleitungen waren im Ort in reichem Maße vorhanden.

 

Im Rittergut gab es zur Wasserversorgung des Schlosses mit Brauerei und Brennerei eine aus Holzrohren gefertigte Wasserleitung aus dem Quellgebiet der Wiesen am heutigen Hainweg. Sie wurde 1915 durch eine neugebaute Leitung aus verzinkten Stahlrohren aus dem Gebiet unterhalb der , „Sieben Linden“ ersetzt. Leider ist diese Leitung schon seit ca. 1950 durch Verrottung der Rohre unbrauchbar.

 

Erst 1985 konnten endlich die Voraussetzungen für den Bau einer Orts-Wasserleitung durch den Bau von Tiefbrunnen am Oberlauf der Wesenitz für unseren Ort geschaffen werden. In den Folgejahren wurden alle Haushaltungen an diese Wasserversorgung angeschlossen.

4.2. Die Trinkwasserversorgung der Nachbargemeinden

In den Jahren um 1930 baute sich die Gemeinde Kirschau eine Wasserleitung aus dem Quellgebiet des Kaltbaches, unterhalb des Hutberges. Die um 1985 für den Ort gebaute Wasserversorgung konnte aufgrund der Ergiebigkeit der Quellen zu einer Gruppenwasserleitung auch für die Orte Weifa, Ringenhain und Neukirch sowie mit einem Anschluß an den Wasserverbund der Oberlausitz erweitert werden.

4.3. Die Wasserversorgung des Freibades Steinigtwolmsdorf

Aus dem Quellgebiet an der Weifaer Ortsgrenze wurden früher die zum Pfarrgut gehörenden Fischteiche gespeist. 1908 erfolgte in den Orten Steinigtwolmsdorf und Weifa die Gründung eines Naturheilvereins. Seine Zielstellung bestand darin, in der Bevölkerung für eine gesunde Lebensweise aufklärend zu wirken.

1910 beschloß der Verein, je Mitglied bei der Sparkasse Wehrsdorf einen Betrag von 25 Reichsmark anzulegen, um später, wie auch schon in Neukirch verwirklicht, einen Platz für Luft- und Sonnenbäder zu bauen.

1911 stellt der Vereinsvorstand den Antrag, den „Hinteren Pfarrteich“ vom Kirchenvorstand für diesen Zweck zu pachten. Das Teichumfeld bestand damals aus einer Wasserfläche zur Fischzucht und sumpfigen Wiesenflächen. Nach der am 08.04.1912 erfolgten Genehmigung durch die Kirchenbehörde begannen die Mitglieder mit den Erdarbeiten. Von jedem Vereinsmitglied sollten 10 Arbeitsstunden geleistet werden. Darüber hinaus gehende Leistungen sollten auf einkündbare und unverzinsliche Aktien eingeschrieben werden.

Am 24.07.1912 erfolgte die Einweihung des Schwimmbades unter Mitwirkung des Schwimmklubs Neugersdorf. Die Amtshauptmannschaft Bautzen spendete zu gemeinnützigen Zwecken einen Betrag von 300 Mark. Weiter Aufgaben, wie ein Sonnenbad und ein Spielplatz wurden in Angriff genommen.

1913 erfolgte die Gründung eines Schwimmklubs. 1921 wird das vorhandene Schwimmbecken erweitert und ein Sprungturm gebaut. 1924 wurde das Schwimmbad infolge eines schweren Gewitters überschwemmt und im gesamten Gelände großer Schaden angerichtet. 1983 wird unter der Verwaltung der Gemeinde ein Mehrzweckgebäude in freiwilliger NAW-Leistung im Eingangsbereich des Bades errichtet.

1990/91 werden 12 neue Umkleidekabinen aufgestellt und es erfolgt eine Reparatur der Wasserzufühung mit der Erfassung von weiteren Quellen an der Weifaer Straße.

1992 beginnt die Bauplanung für die Modernisierung der Gesamtanlage des Schwimmbades. 1993 wird vom Regierungspräsidium Dresden dem Umbau zugestimmt.

Am 17.06.1993 beschließt der Gemeinderat die Rekonstruktion des Freibades bzw. den Umbau zu einem Freizeit- und Erlebnisbades mit einem Gesamtaufwand von 8.073.800 DM.

Am 15 11.1993 beginnt die Baufirma Grundmann, Ringenhain, mit den Bauarbeiten.

I. Bauabschnitt:

  • Neubau der Gebäude für die Wassertechnik
  • Neubau der Sport- und Erlebnisbecken und dem Kleinkinderbereich
  • Einbau der gesamten technischen Anlagen

Am 09.07.1994 erfolgte die feierliche Einweihung des Erlebnisbades „Wasserwelt“. Nach
8-monatiger Bauzeit und mit Abschluß des 1. Bauabschnittes erfolgt die Inbetriebnahme der Anlagen. Bis zum Saisonschluß, Mitte September, zählt das Bad ca. 50.000 Besucher. Im Oktober 1994 wird der Umbau fortgesetzt.

II. Bauabschnitt:

  • Bau des gesamten Sanitärbereiches mit Duschräumen
  • Gaststätte
  • Außenanlage, Parkplätze sowie Fahrradunterstand

Am 27.05.1995 erfolgt die Inbetriebnahme der Gesamtanlage des Erlebnisbades „Wasserwelt“ Steinigtwolmsdorf'. Mit dieser Anlage wurde eine erste Voraussetzung für die Wiederbelebung des in der Zeit der Wende 1989/90 abgebrochenen Fremdenverkehrs, als einem wirtschaftlichen Standbein der Gemeinde, geschaffen.

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